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ProRaris – die Stimme der Betroffenen von seltenen Krankheiten

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Menschen mit seltenen Krankheiten sind oft isoliert. ProRaris kann bei der Vernetzung mit anderen Betroffenen unterstützen und gibt diesen Menschen politisches Gehör.

Dr. Jacqueline de Sá

Geschäftsführerin ProRaris Allianz Seltener Krankheiten – Schweiz

Eine Krankheit gilt als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10’000 Menschen daran leiden. Es sind einzelne Fälle pro Krankheit, aber in der Summe sind seltene Krankheiten zahlreich. In der Schweiz sind rund 600’000 Menschen betroffen – die Mehrheit davon Kinder und Jugendliche. Diese Menschen und ihre Angehörigen stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Das geht von der schwierigen Diagnosestellung über das Finden geeigneter Therapien und spezialisierter Fachpersonen bis hin zur langwierigen Recherche nach Unterstützung im Alltag, in der Schule und im Beruf. Um dieser wenig bekannten Patientengruppe Gehör zu verschaffen, wurde 2010 ProRaris Allianz Seltener Krankheiten – Schweiz als Vereinigung der Patientenorganisationen im Bereich seltene Krankheiten gegründet. ProRaris setzt sich seither als Dachverband für die Anliegen der Betroffenen ein und konnte bereits einiges erreichen.

Betroffene sind Teil der Lösung
Seit 2014 existiert ein Nationales Konzept Seltene Krankheiten, welches die Lücken aufzeigt. 2015 wurde die Rolle von ProRaris offiziell anerkannt und der Dachverband als Schlüsselpartnerin der Umsetzungsplanung des Nationalen Konzepts bezeichnet. Seither arbeitet ProRaris gemeinsam mit den diversen Akteuren des Gesundheitswesens an der Umsetzung des Konzepts mit, bringt die Patientenexpertise ein und koordiniert die Patientenbeteiligung. 2020 und 2021 konnten in der ganzen Schweiz Zentren für seltene Krankheiten anerkannt werden. Diese sollen die Diagnosestellung beschleunigen. Für eine bessere Datenbasis konnte 2021 das Register für seltene Krankheiten seine Arbeiten in Angriff nehmen. Aktuell bilden sich zudem krankheitsspezifische Versorgungsnetzwerke. Auch hier spielt die Expertise der Patientenorganisationen eine grosse Rolle, sie soll in die Netzwerke integriert werden.

Herausforderungen aufzeigen und Veränderungen einleiten
Einen grossen Stellenwert hat für ProRaris der Zugang zu geeigneten Therapien. Diesen gilt es zwingend zu verbessern, wofür wir uns, nebst anderen Themen, einsetzen. Wir freuen uns, dass unsere Anliegen aktuell bei Politik und Behörden Gehör finden. Dazu massgeblich beigetragen hat auch unsere Präsidentin, Nationalrätin Yvonne Feri. Wir hoffen, dass unsere Forderungen nicht nur gehört, sondern auch umgesetzt werden.

Bleiben Sie mit der Krankheit nicht allein
Neben der Interessenvertretung informieren wir Betroffene über geeignete Unterstützungsangebote und vernetzen sie mit anderen Betroffenen, damit die Isolation überwunden werden kann. Sind Sie selbst von einer seltenen Krankheit betroffen oder haben Sie einen betroffenen Angehörigen und suchen Vernetzung und Beratung? Dann kontaktieren Sie uns. Wir helfen, passende Ansprechpartner zu finden. www.proraris.ch

Anlass zum Tag der seltenen Krankheiten

Für mehr öffentliche Aufmerksamkeit führt ProRaris seit der Gründung jährlich einen Anlass zum internationalen Tag der seltenen Krankheiten durch, in diesem Jahr am 
4. März 2023. Das Fokusthema ist die Beteiligung der Patientinnen und Patienten in der klinischen Forschung und im Gesundheitswesen. Dabei kommen auch die Patientenvertretungen zu Wort. Der Anlass wird als Webinar durchgeführt und steht allen interessierten Personen offen.

Unterstützen Sie unsere Arbeit für Menschen mit seltenen Krankheiten!

IBAN: CH22 0076 7000 E525 2446 2 (BCV)

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Mit ganzem Herzen für seltene Krankheiten

Manuela Stier

Manuela Stier

Gründerin und Geschäftsführerin des Fördervereins
für Kinder mit seltenen Krankheiten

Manuela Stier ist Gründerin und Geschäftsführerin des Fördervereins für Kinder mit seltenen Krankheiten. Für ihre Arbeit wurde die Kommunikationsexpertin mit dem Viktor Award als herausragendste Persönlichkeit im Schweizer Gesundheitswesen ausgezeichnet. 

Warum engagieren Sie sich für Kinder und Jugendliche mit seltenen Krankheiten und was war die Initialzündung für die Gründung des Fördervereins?

Der Wunsch, etwas Sinnstiften des mit grosser Nachhaltigkeit zu schaffen, ist bei mir vor zehn Jahren aufgekommen. Damals habe ich eine Familie, deren Sohn eine seltene und tödliche Krankheit hat, kennengelernt. Durch die Eltern habe ich erfahren, mit welchen immensen Herausforderungen betroffene Familien Tag für Tag konfrontiert sind und wie wenig ihre Bedürfnisse in der Schweiz wahrgenommen werden. Um diese Familien auf ihrem Weg nachhaltig zu begleiten, habe ich mich 2014 dazu entschieden, den gemeinnützigen Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK) zu gründen. Seither setze ich mich mit grosser Leidenschaft für mein Herzensprojekt ein. 

Für welche Anliegen setzt sich der Förderverein ein?
Vor welchen Herausforderungen stehen die Eltern von Kindern mit seltenen Krankheiten?

Fünf bis acht Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von einer seltenen Krankheit betroffen, 50 Prozent davon Kinder und Jugendliche. Dies bringt grosse Herausforderungen für die ganze Familie mit sich: Zu Beginn verändert die Diagnose «seltene Krankheit» deren Eltern, die am Rande ihrer Kräfte sind, Geschwister kommen zu kurz, finanzielle Sorgen tauchen auf, Kämpfe mit den Versicherungen sind auszutragen und oft kommt auch soziale Isolation dazu. 

Wir unterstützen die Familien finanziell (seit 2014 2 Mio. CHF), führen KMSK Familien-Events durch, um diese zu vernetzen (seit 2014 mehr als 7’500 Personen) und fördern den Wissenstransfer rund um das Thema «Seltene Krankheiten» bei (neu) betroffenen Eltern, Fachpersonen und in der Öffentlichkeit. Dies erreicht die Organisation mit Medienbeiträgen (2021/22 sind bislang 120 unabhängige Berichterstattungen in Kooperation mit dem Förderverein erschienen) sowie mit den fünf KMSK Wissensbüchern «Seltene Krank- heiten», die in einer Auflage von je 10’000 Exemplaren kostenlos an betroffene Familien, Kinderspitäler und Fachpersonen abgegeben werden. 

Zwischenzeitlich sind schonrund 700 betroffene Familien in unserem KMSK Familien-Netzwerk sowie 621 Mütter und Väter in der KMSK Facebook-Selbsthilfegruppe Schweiz! Wir kennen die Bedürfnisse der betroffenen Familien und setzen mit diesem Wissen effizient neue Projekte um, die einen grossen Nutzen für die Familien bieten und eine nachhaltige Wirkung erzeugen. 

Welche Bedeutung hat der „Oscar des Gesundheitswesens“, der Viktor Award, für Sie persönlich und für die Arbeit des Fördervereins? 

Dass ich mit dem Viktor Award 2021 in der Kategorie «herausragendste Persönlichkeit des Schweizerischen Gesundheitswesens» ausgezeichnet wurde, bedeutet mir sehr viel. Ich bin dankbar für die Wertschätzung, die mir mit diesem Award entgegengebracht wurde. Zugleich war es auch überwältigend zu erleben, wie viele betroffene Familien, Freunde, Gesundheitspolitikerinnen, Netzwerkpartner und Gönner – inklusive der breiten Öffentlichkeit – hinter mir und dem Förderverein und somit hinter den betroffenen Familien stehen. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Welche Ziele wollen Sie mit dem Förderverein konkret in den nächsten Jahren erreichen? 

Wir wollen den betroffenen Familien den Lebensweg nachhaltig erleichtern und ihnen ein Sprachrohr sein. Dazu setzen wir eine digitale KMSK-Wissensplattform für Eltern und Fachpersonen um. Die Familien erhalten ab Ende Oktober 2022 relevante Informationen zu Unterstützungsleistungen, Anlaufstellen und Fachpersonen – übersichtlich, kostenfrei und unabhängig von der medizinischen Diagnose des Kindes. Unser Ziel ist es, dass die Familien die organisatorischen, administrativen, psychologischen und finanziellen Herausforderungen besser und schneller meistern können. 

Was macht bei uns den Unterschied? Wir binden unsere zwischenzeitlich 700 KMSK Familien aktiv in unsere nachhaltig wirkenden Projekte mit ein. Dies garantiert, dass die einzelnen Massnahmen eine möglichst grosse und nachhaltige Wirkung erzielen; wie die zwischenzeitlich fünf KMSK Wissensbücher «Seltene Krankheiten» und das KMSK Wissens-Forum «Seltene Krankheiten», das am 25.2.2023 im KKL Luzern zum internationalen Tag der seltenen Krankheiten bereits zum 10. Mal durchgeführt wird. Moderiert wird das Jubiläums-Wissensforum von Daniela Lager. 

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