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Starke Menstruation kann erstes Anzeichen sein – von-Willebrand-Syndrom

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Hanna Dietrich

Assistenzärztin Frauenklinik Universitätsspital Zürich

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Hanna Dietrich ist Gynäkologin am Universitätsspital Zürich und sagt: «Eine übermässig starke und lange Menstruation kann viele Ursachen haben. Bleibt die Symptomatik über drei Monate bestehen, muss auch an eine Gerinnungsstörung gedacht werden.» 

Was ist das vW-Syndrom und welche Symptome gibt es? 

Es gibt drei unterschiedliche Typen – beim häufigsten Typ 1 (60 bis 80 Prozent) haben die Betroffenen zu wenig vom sogenannten von-Willebrand-Faktor. Beim Typ 2 ist der von-Willebrand-Faktor nicht voll funktionsfähig und beim seltenen Typ 3 fehlt der von-Willebrand-Faktor quasi vollständig und seine Aktivität ist nicht nachweisbar. Weil dieses Eiweiss wichtig für die Blutgerinnung ist, dauert es bei den Betroffenen wesentlich länger, bis ein verletztes Blutgefäss verschlossen ist.  

Die Patienten haben oft keine starke Symptomatik, vielmehr kommt es zum Beispiel zu häufigerem Nasenbluten, einer Neigung zu blauen Flecken (Hämatome), Wundheilungsstörungen oder einer verstärkten Menstruation.  

Eine starke Periode kann ein erstes Anzeichen für ein vW-Syndrom sein. Wann gilt diese als abklärungsbedürftig? 

Die Wahrnehmung des Blutverlusts ist immer sehr subjektiv. Das gilt für alle Blutungen und ist auch ein Grund, weshalb die Diagnose vW-Syndrom oft sehr spät oder gar nicht gestellt wird. Wir sprechen ab 80 Millilitern pro Zyklus von einem übermässigen Blutverlust während der Periode. Auch eine starke Blutung während und nach der Entbindung kann ein Hinweis auf eine Gerinnungsstörung sein.  

Auch wenn das vW-Syndrom oftmals mild verläuft und keine Therapie erforderlich macht, ist eine Diagnose wichtig. Weshalb? 

Eine unentdeckte Gerinnungsstörung kann etwa bei einem Unfall oder einer Notoperation zu Blutungskomplikationen führen. Auch bei einer geplanten Operation oder bei einer Geburt ist es für uns hilfreich zu wissen, ob eine Blutungsneigung besteht.  

Wie wird eine übermässig starke Menstruation behandelt? 

Mit Einnahme der Pille oder durch Einsetzen der Hormonspirale kann eine deutliche Reduktion der Blutungsstärke erreicht werden. Bei schweren menstruellen Blutungen kann auch die Gabe von von-Willebrand-Faktorkonzentraten notwendig sein. 

Suchen Sie den Austausch mit anderen Betroffenen? Die Schweizerische Hämophilie-Gesellschaft ist eine gemeinnützige Selbsthilfeorganisation, die sich für Menschen mit Hämophile oder mit anderen angeborenen Gerinnungsstörungen sowie deren Angehörige einsetzt.  Weitere Infos: www.shg.ch 

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Mit ganzem Herzen für seltene Krankheiten

Manuela Stier

Manuela Stier

Gründerin und Geschäftsführerin des Fördervereins
für Kinder mit seltenen Krankheiten

Manuela Stier ist Gründerin und Geschäftsführerin des Fördervereins für Kinder mit seltenen Krankheiten. Für ihre Arbeit wurde die Kommunikationsexpertin mit dem Viktor Award als herausragendste Persönlichkeit im Schweizer Gesundheitswesen ausgezeichnet. 

Warum engagieren Sie sich für Kinder und Jugendliche mit seltenen Krankheiten und was war die Initialzündung für die Gründung des Fördervereins?

Der Wunsch, etwas Sinnstiften des mit grosser Nachhaltigkeit zu schaffen, ist bei mir vor zehn Jahren aufgekommen. Damals habe ich eine Familie, deren Sohn eine seltene und tödliche Krankheit hat, kennengelernt. Durch die Eltern habe ich erfahren, mit welchen immensen Herausforderungen betroffene Familien Tag für Tag konfrontiert sind und wie wenig ihre Bedürfnisse in der Schweiz wahrgenommen werden. Um diese Familien auf ihrem Weg nachhaltig zu begleiten, habe ich mich 2014 dazu entschieden, den gemeinnützigen Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK) zu gründen. Seither setze ich mich mit grosser Leidenschaft für mein Herzensprojekt ein. 

Für welche Anliegen setzt sich der Förderverein ein?
Vor welchen Herausforderungen stehen die Eltern von Kindern mit seltenen Krankheiten?

Fünf bis acht Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von einer seltenen Krankheit betroffen, 50 Prozent davon Kinder und Jugendliche. Dies bringt grosse Herausforderungen für die ganze Familie mit sich: Zu Beginn verändert die Diagnose «seltene Krankheit» deren Eltern, die am Rande ihrer Kräfte sind, Geschwister kommen zu kurz, finanzielle Sorgen tauchen auf, Kämpfe mit den Versicherungen sind auszutragen und oft kommt auch soziale Isolation dazu. 

Wir unterstützen die Familien finanziell (seit 2014 2 Mio. CHF), führen KMSK Familien-Events durch, um diese zu vernetzen (seit 2014 mehr als 7’500 Personen) und fördern den Wissenstransfer rund um das Thema «Seltene Krankheiten» bei (neu) betroffenen Eltern, Fachpersonen und in der Öffentlichkeit. Dies erreicht die Organisation mit Medienbeiträgen (2021/22 sind bislang 120 unabhängige Berichterstattungen in Kooperation mit dem Förderverein erschienen) sowie mit den fünf KMSK Wissensbüchern «Seltene Krank- heiten», die in einer Auflage von je 10’000 Exemplaren kostenlos an betroffene Familien, Kinderspitäler und Fachpersonen abgegeben werden. 

Zwischenzeitlich sind schonrund 700 betroffene Familien in unserem KMSK Familien-Netzwerk sowie 621 Mütter und Väter in der KMSK Facebook-Selbsthilfegruppe Schweiz! Wir kennen die Bedürfnisse der betroffenen Familien und setzen mit diesem Wissen effizient neue Projekte um, die einen grossen Nutzen für die Familien bieten und eine nachhaltige Wirkung erzeugen. 

Welche Bedeutung hat der „Oscar des Gesundheitswesens“, der Viktor Award, für Sie persönlich und für die Arbeit des Fördervereins? 

Dass ich mit dem Viktor Award 2021 in der Kategorie «herausragendste Persönlichkeit des Schweizerischen Gesundheitswesens» ausgezeichnet wurde, bedeutet mir sehr viel. Ich bin dankbar für die Wertschätzung, die mir mit diesem Award entgegengebracht wurde. Zugleich war es auch überwältigend zu erleben, wie viele betroffene Familien, Freunde, Gesundheitspolitikerinnen, Netzwerkpartner und Gönner – inklusive der breiten Öffentlichkeit – hinter mir und dem Förderverein und somit hinter den betroffenen Familien stehen. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Welche Ziele wollen Sie mit dem Förderverein konkret in den nächsten Jahren erreichen? 

Wir wollen den betroffenen Familien den Lebensweg nachhaltig erleichtern und ihnen ein Sprachrohr sein. Dazu setzen wir eine digitale KMSK-Wissensplattform für Eltern und Fachpersonen um. Die Familien erhalten ab Ende Oktober 2022 relevante Informationen zu Unterstützungsleistungen, Anlaufstellen und Fachpersonen – übersichtlich, kostenfrei und unabhängig von der medizinischen Diagnose des Kindes. Unser Ziel ist es, dass die Familien die organisatorischen, administrativen, psychologischen und finanziellen Herausforderungen besser und schneller meistern können. 

Was macht bei uns den Unterschied? Wir binden unsere zwischenzeitlich 700 KMSK Familien aktiv in unsere nachhaltig wirkenden Projekte mit ein. Dies garantiert, dass die einzelnen Massnahmen eine möglichst grosse und nachhaltige Wirkung erzielen; wie die zwischenzeitlich fünf KMSK Wissensbücher «Seltene Krankheiten» und das KMSK Wissens-Forum «Seltene Krankheiten», das am 25.2.2023 im KKL Luzern zum internationalen Tag der seltenen Krankheiten bereits zum 10. Mal durchgeführt wird. Moderiert wird das Jubiläums-Wissensforum von Daniela Lager. 

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